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ÜBER KENDL

Der Ortsname Kendl wird vom mittelhochdeutschen Wort „kenel“ abgeleitet, was soviel wie Kanal, Rinne, Bach, der in einem künstlich angelegten Gerinne fließt, bedeutet. Dieser Kanal ist eindeutig mit dem Mühlbach der Kendlmühle gleichzusetzen, der streckenweise in die Uferwand der Erlauf hineingeschlagen und eingegraben wurde. Das Bett des Mühlbaches ließ 1705 der damalige Besitzer der Mühle und Amtsrichter Gabriel Schmidtlechner verbreitern und weiter in den Sandstein hauen.

 

In Kendl gab es neben den Bauern und dem Müller vereinzelt Handwerker. Weit zurück sind ein Schmied und ein Gastwirt festzustellen, später waren hier auch ein Schneider, Bäcker, Greißler und Weber angesiedelt.

 

Historische Ansicht Kendl

Im ältesten Urbar des Stiftes Melk, geschrieben in den Jahren zwischen 1289 und 1294, sind in Chenel fünf Lehen, Bauerngüter, ohne Namenszuordnung aufgezeichnet. Die fünf Lehen waren die heutigen Häuser Kendl 4, 5, 12, 19 und 20. Die Zahl der Häuser hat sich bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts gehalten. 1823, bei der Aufnahme der Franziszäischen Katastralmappe, waren der Ort durch Hausteilung und Neubauten auf neun Bauernhäuser, eine Schmiedewerkstatt, ein Kleinhaus und mit der Mühle auf insgesamt zwölf Häuser angewachsen. Im 19. Jahrhundert und auch nach dem 2. Weltkrieg kamen nur wenige Häuser dazu, sodass Kendl im Jahre 2002 insgesamt 16 „bewohnte Hausnummern“ zählte.

Etwa einen Kilometer südlich vom Ort Kendl, auf dem Weg zur bekannten Hubertuskapelle, befindet sich am Mühlbach eine Steilwand mit drei Höhlen im anstehenden Sandstein der Melker Sande. Die unterste Höhle liegt nur etwa eineinhalb Meter über dem Wasserspiegel des Mühlbaches. Die als „Maurerlucken“ oder „Maurermeisterlucken“ bekannten Höhlen waren der Überlieferung nach in den Franzosenkriegen 1805 und 1809 Zufluchtsstätten für die Bevölkerung. Bis zum Jahre 1854 bewohnte sie angeblich der in den Petzenkirchner Matriken nachweisbare Maurer Christoph Zrenner mit seiner Familie.

Dorfgemeinschaft Kendl - historische Ansicht

Er dürfte die obere Höhle in den derzeitigen Zustand gebracht haben. Die Höhlen sind jedenfalls wesentlich älter, man denkt sogar an eine Bewohnung seit der Urzeit. In unmittelbarer Nähe der Höhle wurden tatsächlich jungsteinzeitliche Funde gemacht (Denk, Ur- und frühgeschichtliche Funde 16 f.). Es wird auch erzählt, dass ein in die Höhle von Dollbach gejagter Hahn hier in der „Maurermeisterlucken“ wieder herausgekommen sei. Daran knüpft man – wie so oft bei Höhlen und Wehranlagen – die Sage von Fluchtgängen und weiteren Gangverbindungen bis zur nächsten Burg nach Petzenkirchen.

Der Mühlbach wurde in diesem Streckenabschnitt als künstlicher Kanal in die Sandwand hineingeschlagen.
Zur Hubertuskapelle kommt man über eine Brücke und findet dort in einer seichten Nische ein Relief des „hl. Hubertus mit Hirsch“ von S. Ressel, 1966. Links daneben sind in der Wand zwei Inschriften eingeritzt: Die eine „MS 1705“ verweist auf den schon genannten Müllermeister, Amtmann und Richter von Kendl Matthias Schmidtlechner (um 1650 – 1716), der den Kanal erweitern und verlängern ließ, die andere mit der Aufschrift „Humer 886“ ist nicht mehr zuzuordnen.

Auszug aus dem Häuserbuch Bergland – Gerhard Flossmann 2002

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